Aufstehen und sich fühlen, als müsse man erst mal eine Nacht drüber schlafen.
„Was ist das denn alles?“, fragt die Situation und geht mir nahe.
„Tja“, entgegne ich unverblümt. Man weiß eben selbst nicht, sondern möchte nur gerne irgendwie in Ordnung sein, irgendwie der Nordpolarisierung der Befindlichkeit entgegenwirken. Etwas Struktur im Alltag kann da helfen.
Weil die Wörter fehlen, stelle ich mir zu Dekorationszwecken ein paar Neurosen in die Vase. Die alten sind verwelkt.
„Schöne Blumen“, sagt die Situation. „Welche Sorte?“
„Das sind nur ein paar Desaströslein“, sage ich. „Die Glamouröslein waren ausverkauft.“
„Hübsch“, sagt die Situation und senkt den Blick. „Darf ich offen zu dir sein?“
„Klar“, sage ich verdutzt.
„Ich bin desolatent müde von allem. Alle schreien nur noch, niemand nimmt Rücksicht auf die Umstände, auf mich.“
„Hm“, sage ich.
Weil die Wörter fehlen, und weil die Arme Herz genug sind, umarme ich die Situation und führe sie sanft zum Sofa. Wir sitzen eine Weile und sehen schweigend aus dem Fenster. Ein Tiefdruckgebiet befördert feuchte Luftmassen vom Atlantik nach Mitteleuropa. In der Folge kommt es zu Schauern und Gewittern.
Die Zeit verstreicht, irgendwann ist es Viertel nach Tageslicht.
Wir halten Händchen und hören auf. Wir hören einfach auf. Wenn man aufhört, hat das Warten ein Ende. Wir nehmen uns wieder in den Arm. Wir versuchen gar nicht, unser Unterbewusstsein zu erreichen. Es läuft eh immer davon, wenn man sich ihm nähert.
„Wirklich schöne Blumen“, flüstert die Situation und schläft ein.